helnwein archiv

Wilhelm Busch Museum Hannover – 30. November 2004

Gottfried Helnwein: Beautiful Children, 2005

Er gilt als Meister des Schockierenden. Der österreichische Maler Gottfried Helnwein bricht Tabus und konfrontiert den Betrachter mit seinen oft erschreckenden, hyperrealistisch gemalten Visionen. Sein zentrales Thema ist das Kind, das in
theatralisch inszenierten Bildern - manchmal in historischem
Kontext - als das eigentliche Opfer unserer Zeit dargestellt
wird. Dementsprechend war ein großer Teil der in der Ausstellung Gottftied Helnwein: Beautiful Chl'Idren gezeigten großformatigen Gemälde und Handzeichnungen diesem Thema gewidmet.

Daneben zeigte die Ausstellung aber auch Beispiele
von Helnweins beeindruckenden Porträtfotografien, darunter
die digital bearbeitete Fotoserie mit Marilyn Manson.
Gottfried Helnwein und Wilhelm-Busch-Museum -
passt das zusammen? Aufgabe eines Museums für Karikatur
und kritische Grafik ist es, nicht nur die lustigen, humorvollen
Seiten der Kunst zu präsentieren, denn Karikatur ist nach Werner Hofmann, dem ehemaligen Direktor der Hamburger
Kunsthalle, "als Darstellungstyp eine sublimierte Form der
Verletzung." Francisco de Goya gehört mit seinen Caprichos, besonders seinen Desastres de la Guerra deshalb ebenso dazu wie
Käthe Kollwitz - oder eben auch Gottfried Helnwein. Die Arbeiten von Helnwein stehen aber auch in einer Linie mit
den Kupferstichen eines William Hogarth. In der Mitte des
18. Jahrhunderts hat er seine "modern moral subjects" seine
"modernen Sittenbilder" entworfen, die der Gesellschaft den
Spiegel vorgehalten haben - und Helnwein wie Hogarth haben
eine subtile Balance zwischen ästhetischer Form und erschreckendem Inhalt gefunden.
Selten hat eine Ausstellung des Wilhelm-Busch-Museums
eine so begeisterte Resonanz in unserem Gästebuch gefunden.
Aber auch die Führungen durch die Ausstellung von Pro£ Dr.
Christian Pfeiffer, Leiter des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen, Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann und dem Intendanten des Niedersächsischen Staatsschauspiels, Winfried Schulz, zeigten, wie intensiv die
Auseinandersetzungen mit den Werken geführt wurde. In ihrer Eröffnung des Evangelischen Kirchtages in Hannoer am
25. Mai 2005, der unter dem Motto Wenn dein Kind dich morgen
fragt ... stand, verwies die Landesbischöfin auf Gottfried Helnwein: "In einer bewegenden Ausstellung im Wilhelm-Busch-
Museum hier in Hannover sind zur Zeit Bilder des österreichischen Künstlers Gottfried Helnwein zu sehen. Eins zeigt ein
Mädchen mit frechem Gesicht und Blindenband um den Arm,
das die Zunge herausstreckt. Erst habe ich gelächelt. Wer den
Blick länger verharren lässt, sieht, dass dem Mädchen Blut zwischen den Beinen herunterläuft. Es wurde ganz offensichtlich
missbraucht, ihm wurde Gewalt angetan ... Ja, Kinder sind verletzbar. Kindheit kann grausam sein, wenn Kinder ausgeliefert
sind..."

Impressum

Satire. Mitteilungen der Wilhelm-Busch-Gesellschaft

- 2005

Herausgeberin
Wilhelm-Busch-Gesellschaft e. V.

Konzeption

Gisela Vetter-Liebenow

Redaktion
Monika Herlt
Gisela Vetter-Liebenow

Der Autor

Hans Werner Dannowski, Stadtsuperintendent i. R., Hannover

Die Autorinnen

Ruth Brunngraber-Malottke

Monika Herlt

Gisela Vetter-Liebenow (alle: Wilhelm-Busch-Museum Hannover)

ISSN 0342-1473
ISBN 3-921752-47-7